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10 ½ Thesen zur Zukunft der Kirche

Die Zukunft der Kirche – wie wird sie aussehen? Oder: wie wird die Kirche in Zukunft aussehen? 10 ½ Thesen!

10 1/2 Thesen zur Zukunft der Kirche – für welche Zukunft? Und für welche Kirche? Ich meine – wie eigentlich immer in meinem Blog die „Landeskirche“. Also… eigentlich immer die evangelische Landeskirche. Du wirst aber in einigen Thesen merken, dass sich die Thesen dann zum Teil  auch außerhalb der evangelischen Landeskirche bewegen.

Tja, und welche Zukunft? Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Und habe mir bewusst darüber keine Gedanken gemacht. Ob es also 2030 oder 2100 meint… lassen wir es einfach offen, wenn das für dich okay ist? Vielleicht gilt ja auch je These eine ganz andere „Zukunft“. Und vielleicht… ist das ja auch ein guter Anfang für eine anschließende Diskussion? Ich freue mich über deine Anmerkungen, deine Kritik, deine Gedanken – nun aber erstmal die 10 1/2 Thesen zur Zukunft der Kirche:

  1. Weniger Kirche – mehr Gemeinde
    Wir werden in Zukunft wieder mehr Gemeinden haben und weniger Verwaltungskirche. Die großen Strukturen der Landeskirche werden gewollt und erzwungener Maßen stark reduziert.
    Die Ebene des Kirchenkreises wird vollständig verschwinden. Die Eigenständigkeit jeder Gemeinde deutlich zu nehmen. Funktionspfarrstellen wird es keine mehr geben (also all die Pastoren, die nicht einer bestimmten Gemeinde zugeordnet sind). Dafür werden die frei gewordenen Ressourcen wieder in die Stärkung der klassischen Ortsgemeinde verwendet. Es entstehen neue, kleinere Gemeindegebiete und Gemeinden.
    Das führt insgesamt zu einem höheren Zugehörigkeitsgefühl, zu höherer Verbundenheit und Verbindlichkeit bei allen „Mitgliedern“ (siehe 2.).
  2. Abschaffung von Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer
    Als erster Schritt werden die Einnahmen durch die Kirchensteuer deutlich abnehmen. Dafür werden direkte Spenden zunehmen. Menschen werden nicht für „die Kirche“ Geld geben, aber für den neuen Dachstuhl, Neugestaltung des Spielplatzes etc. Dies liegt auch daran, dass (siehe 1.) durch die erhöhte Anzahl an Gemeinden und die dadurch gestiegene Nähe/Verbundenheit zu den Gemeinden Menschen genau sehen (wollen), wofür und wie ihr Geld eingesetzt wird.
    Langfristig werden die Kirchensteuereinnahmen so gering sein, dass sie abgeschafft wird. Entsprechend ist eine Kirchenmitgliedschaft in ihrer aktuellen Form hinfällig und wird auch abgeschafft. Das führt aber nicht zu einer Vielzahl von „Freikirchen“. Der Verbund „Landeskirche“ wird bestehen bleiben – nur eben in einer neuen Form. Ohne die bisherige Form der Mitgliedschaft und Kirchensteuer.
  3. Starke Reduzierung und Fokussierung der kirchlichen Angebote
    Wir werden unser „Portfolio“ an Angeboten stark reduzieren. Dies liegt natürlich auch daran, dass uns weniger Gelder zur Verfügung stehen und dass wir den Großteil der Verwaltungskirche mit ihren Funktionspfarrstellen abgeschafft haben. Wir werden nicht mehr in dem Luxus leben, dass es an allen möglichen Orten und Punkten des gesellschaftlichen Lebens hauptamtlich und Vollzeit angestellte Pastoren geben wird. Auch die Angebote in den Gemeinden werden vielfach deutlich reduziert. Insgesamt kommt es zu einer starken Fokussierung unserer kirchlichen Angebote. Wir konzentrieren uns auf unseren Kern. Unsere Hauptbotschaft. Auf unseren „unique selling point“. Auf das, was nur wir im Angebot haben: Jesus Christus.
  4. Revolution der pastoralen Ausbildung und Abschaffung von Hauptamtlichen
    In Zukunft werden Pastoren nicht mehr nur an Universitäten ausgebildet. Es wird verschiedene Möglichkeiten geben Pastor zu werden. Auch berufsbegleitend ist es nun z.B. möglich. Insgesamt wird die Ausbildung kürzer und profilierter. So entstehen sehr verschiedene Arten von Pastoren.
    Diese werden aber nicht mehr Hauptamtliche, sondern nahezu ausschließlich Ehrenamtliche sein. Unsere Kirche wird eine Ehrenamtskirche sein. Kirchenmusiker, Sekretäre, Pastoren, Diakone – unsere Gemeinden werden auf ehrenamtlicher Basis funktionieren. Das führt auch zu einem völlig neuen Pastorenbild: Sie sind nicht mehr die One-Man-Show, sondern ein (theologisch-gebildeter) Teil der Gemeindeleitung.
    Auch Diakone, Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker werden vielfältige Ausbildungswege kennen. Lehrer lassen sich berufsbegleitend theologisch schulen und werden Gemeindepädagogen. Professionelle Musiker oder begeisterte Hobbymusiker lassen sich entsprechend fortbilden, um Kirchenmusiker sein zu können.
  5. Verlust der allermeisten Mitglieder
    Ohne Kirchensteuer und mit einhergehender Abschaffung der bisherigen Kirchenmitgliedschaft werden wir nur noch einen Bruchteil der bisherigen Mitglieder haben. Mitglied ist nun nur noch, wer sich aktiv zu einer Gemeinde zugehörig fühlt und dies auch an eine neue Form der Mitgliedschaft binden möchte (diese hat aber keine steuerlichen Folgen).
    Diese „verlorenen“ Mitglieder werden in Zukunft noch weniger an normalen Gottesdiensten teilnehmen. Dafür werden sie stärker zu bestimmten Anlässen die Kirche und ihre Gottesdienste aufsuchen. Daher wird die Kirche der Zukunft Kasualien (also Beerdigung, Taufe, Trauung) verstärkt bewerben und anbieten. Auch neue Kasualien (also alle möglichen Gottesdienste zu besonderen Anlässen und Übergängen in unseren Biografien) werden besonders für diese früheren Mitglieder angeboten und auch wahrgenommen. Der Verlust der allermeisten Mitglieder geht daher nicht mit einer deutlich gesunkenen Reichweite der kirchlichen bzw. gottesdienstlichen Angebote einher. Entsprechend definieren wir als Kirche uns weniger über Mitgliedschaftszahlen, sondern über tatsächliche „Besuchszahlen“.
  6. Das Abendmahl wird zum neuen Mittelpunkt
    Das letzte was Jesus tat? Essen. Beim Essen entstand christliche Gemeinschaft. Zwischen Menschen aller möglichen Milieus und Schichten. Beim Essen erkannten seine Jünger ihn nach der Auferstehung wieder. Im Leben von Jesus war gemeinsames Essen das alle Verbindende. Jesus saß mit verschiedensten Menschen (gleichzeitig) an einem Tisch. Auch wir als Kirche werden dies als das uns Verbindende erkennen. Nicht der Gottesdienst, sondern das Abendmahl (mit gemeinsamer vollständiger Mahlzeit) wird der Ort sein, an dem die gesamte Gemeinde zusammenkommt.
  7. Eine bunte Gottesdienst-Vielfalt
    Der agendarische (heute klassische) 10-Uhr Gottesdienst wird nur noch ein Nischenangebot sein. Die Gemeinden werden zu allen möglichen Uhrzeiten an verschiedensten Tagen in unterschiedlichster Form Gottesdienste feiern. Unsere Liturgien und Lieder haben eine wahre Revolution erlebt. Viele Gemeinden schreiben ihre Lieder selber. Die bunte Vielfalt an Pastoren hat zu einer Belebung aller Gottesdienste geführt. Die erhöhte Eigenständigkeit der Gemeinden hat echte Freiheit für Veränderungen geschenkt. Auch die Kirchenmusik wurde durch den erweiterten Ausbildungszugang ganz neu bereichert.
    Gottesdienste sind neben dem Abendmahl das zweitwichtigste Angebot der Gemeinden. Kirche wird wieder verstärkt als eine Gemeinschaft wahrgenommen, die Gottesdienste feiert. Die allermeisten „Mitglieder“ einer Gemeinde kommen nur zum Gottesdienst und/oder Abendmahl.
  8. Kirche wird eins sein
    Wir werden es uns in Zukunft (als Kirche in Deutschland) nicht mehr leisten können, uns in Konfessionen zu verlieren. Es wird nicht katholische und evangelische Gottesdienste geben. Sondern einfach Gottesdienste der christlichen Kirche. Aufgrund der Vielfalt an Gottesdiensten und Gemeinden gibt es aber weiterhin sehr verschiedene Gottesdienste, so dass es „katholisch“ und „evangelisch“ oder „reformiert“ geprägte Gottesdienst-Formen durchaus geben kann. Aber eine Trennung auf Verwaltungsebene ist viel zu kostspielig für uns in Zukunft. Wir sammeln alle Ressourcen und werden an den wichtigsten Punkten in Einigkeit friedlich zusammen arbeiten. An schwierigen Punkten, also bei Differenzen, entstehen Profilgemeinden, die aber in ihrer Verschiedenheit nebeneinander bestehen. Das was uns eint (Jesus), wird stärker sein als das, was uns trennt (Theologie).
  9. Gemeinde- statt Kirchendiakonie
    Kirche wird die aktuelle Form der Diakonie von sich abspalten. Für diesen großen „Apparat“ wird die Kirche der Zukunft viel zu klein sein. Die aktuellen diakonischen Angebote werden weiter geführt und erhalten, aber nicht als Teil der Kirche.
    Dafür werden die Gemeinden zum Teil eigene (kleine) diakonische Projekte gründen. Vor allem aber werden sich die Christen in ihrer Freizeit dort einbringen, wo sie benötigt werden. Da das Angebot in den Gemeinden deutlich reduziert wurde, sind weniger Ehrenamtliche unter der Woche eingebunden. Insgesamt wird es weniger klar kirchliche diakonische Projekte geben und dafür mehr Christen, die sich in verschiedensten anderweitigen (quasi diakonischen) Projekten einbringen.
  10. Gemeinsame Nutzung von Gebäuden
    Die Kirche der Zukunft wird noch immer eigene Gebäude und Grundstücke haben. Denn wir waren klug und haben diese behalten. Auch unsere Kirchen stehen immer noch und gehören uns. Es sind Leuchttürme. Magneten. Anziehungspunkte. Menschen spenden sogar gerne Geld für den Erhalt dieser Gebäude. Aber: Wir werden unsere Gebäude und Grundstücke nicht mehr alleine nutzen. Neben Abendmahl und Gottesdienst sind unsere Räumlichkeiten von uns kaum genutzt. Daher vermieten wir, teilen wir, was wir besitzen. Kirchen und kirchliche Gebäude werden zu lebendigen Mittelpunkten in Dörfern und Stadtteilen. Wir haben uns damit abgefunden, dass in unseren Kirchen nicht nur kirchliche Veranstaltungen stattfinden. Allerdings haben wir klare Regeln aufgestellt, was dort geschehen darf und kann.

10 ½. Wir werden missionieren und missioniert werden
Die Kirche der Zukunft ist keine „Landes“-kirche, wie wir sie heute kennen. Sie ist keine Mehrheitskirche. Eines Tages werden die christlichen Kirchen aus Deutschland vielleicht wieder große Theologen hervorbringen. Vielleicht wird man eines Tages über die gelungene Transformation schreiben und berichten. Bis dahin werden wir uns (schmerzhaft) eingestehen, dass wir nicht der Nabel der (theologischen) Welt sind. Ganz im Gegenteil: Wir werden viel von Christen und Kirchen aus anderen Ländern lernen. Uns werden Missionare geschickt. Unsere armen Gemeinden werden finanziell aus dem Ausland unterstützt.
Gleichzeitig haben wir für unsere Gemeinden den Begriff der Mission grundsätzlich neu und positiv gefüllt. Wir haben uns auf unseren Auftrag, unsere Mission, konzentriert: Wir erzählen Menschen die frohe Botschaft. Wir erzählen von einem Gott, der Mensch wurde. Wir erzählen von Jesus. Aber: Wir erleben auch, dass Menschen uns von Jesus erzählen. Die Offenheit für (missionarische) Impulse von außerhalb erleben wir als große Bereicherung. In diesem Sinne missionieren wir und lassen zeitgleich zu, selbst missioniert zu werden.

So, das war´s schon! Und nun kommst du! Hau raus, was du denkst. Was dir durch den Kopf geht, welche weiteren Thesen dir einfallen oder welche Gegenthesen du gerne aufstellen möchtest.

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12 Comments

  1. Hallo Jonas, mir gefallen deine Thesen sehr gut. Ich gehöre auch noch als Mitglied zur Landeskirche, habe allerdings viele Freunde in den Freikirchen. Ich habe leider schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass Pastoren durch die Blume gesagt haben, dass sich durch das Studium ihr Glaube so verändert hat, dass eine persönliche Gottesbeziehung bzw. der Glaube an sie Existenz eines Gottes in Frage gestellt wird – und das nicht nur als Zweifel, die jeder mal hat. An dem Punkt fühle ich mich nicht mehr zuhause. Für mich ist Kirche ein Ort, wo ich Glauben mit anderen teilen kann und vielleicht auch in eigenen Krisenzeiten getragen werde.

    1. Ja, ich kann verstehen, dass das Studium den Glauben verändert. Wobei, anders gesagt: Ich hoffe doch sehr, dass er es immer tut! Fakt ist, dass das Studium an einer Universität ein rein wissenschaftliches Studium ist. Eigener Glaube, Spiritualität etc. ist dort nur wenig zu finden, bzw. muss wirklich aktiv gesucht und gestaltet werden.
      Das hängt dann auch von den Kommilitonen ab und was man in seiner Freizeit so macht. Ich hatte immer das Glück, dass ich „gute Kommilitonen hatte. In Hamburg gab (gibt?) es z.B. einen „Theokreis“, da haben wir Glauben „gelebt“, ähnlich wie ein Hauskreis oder so. In Greifswald hatte ich auch Strukturen um mich herum, die das „nur-wissenschaftliche“ am Studium begleitet haben.
      Dadurch kann ich für mich sagen: Ja, das Studium stellt die Existenz Gottes vielfach in Frage. Und dort wird vieles, aber nicht die persönliche Gottesbeziehung gestärkt. Aber: Das Studium an der Uni ist ja nur ein Teil meines Tages gewesen. Das „Drumherum“ ist da glaube ich sehr wichtig 🙂

  2. Entspricht ja in vielem dem, was man der Urgemeinde weiß

    1. Also denkst du: „back to the roots“?

  3. Viele gute Gedanken, die ich im Wesentlichen teile. Bei den derzeitigen Mitgliederverlusten von etwas mehr als einem Prozent pro Jahr wird sich der Abstieg aber noch lange hinziehen. Ich bin jetzt Mitte fünfzig und erwarte zu meinen Lebzeiten allenfalls die ersten Ansätze der neuen Strukturen. Am Ende wird aber die ganze unheilvolle Symbiose mit dem Staat den Bach herunter gegangen sein und das ist auch gut so.

    Ich denke, es wird in den bedeutend kleineren Gemeinden (< 5% der heutigen Größen) nicht nur das gemeinsame Essen, sondern weitergehendes gemeinsames Leben sein, das das christliche Leben prägt. Zum Beispiel so, wie es Bonhoeffer in "Gemeinsames Leben" beschrieben hat.

    1. Ja, du hast recht. Ich glaube auch nicht, dass es „absehbar“ so kommt. Gleichzeitig frage ich mich, ob es ggf. irgendwann so eine Art „Knall“ geben könnte. Also ich habe zu wenig Einsicht in unsere Finanzen und Strukturen, um es am Ende wirklich abschätzen zu können. Aber bei Unternehmen/Firmen ist es ja auch manchmal so, dass es dann plötzlich alles schneller kommt, als man denkt.

      Das mit dem gemeinsamen Leben gefällt mir sehr!

  4. Anke Sahling says:

    Vielen Thesen erinnern mich an Freikirche (1,2,3,4,7,10 1/2).
    ad 8 Am skeptischsten bin bin ich bei der Überkonfessionalität. Wahrscheinlich ist das ein sehr schmerzhafter Punkt für Jesus, dass seine Anhänger, Nachfolger, Fans so zerstritten sind. Die Einheit ist m.E. noch ein sehr langer Weg. Aber eine sehr schöne Vorstellung.
    ad 9 Als Mitarbeiterin einer diakonischen Einrichtung sehe ich, dass diese sich inhaltlich schon so weit vom christlichen Glauben entfernt hat, dass die Loslösung von Kirche längst überfällig ist. Paradoxerweise ist die Kirchenmitgliedschaft/Taufe immer noch vorgeschrieben, um dort einen unbefristeten Vertrag zu bekommen. D.h. nach 2 Jahren müssen Kollegen gehen, die die Bedeutung der Taufe ernst nehmen und keinen Kuhhandel damit treiben.
    ad 10 1/2 “ Wir haben uns auf unseren Auftrag, unsere Mission, konzentriert: Wir erzählen Menschen die frohe Botschaft. Wir erzählen von einem Gott, der Mensch wurde. Wir erzählen von Jesus.“ – Wenn wir das tun, können wir zwar jede Glaubensstärkung gebrauchen, müssen aber nicht mehr missioniert werden, oder? Und warum glaubst Du, dass die deutschen Gemeinden arm sein werden, ihre Mitglieder sind doch im Vergleich zu anderen Ländern reich?

    1. Zu der Armut: Weil es ja keine Mitglieder mehr in dem Sinne gibt. Schon jetzt sind ein Großteil unserer Mitglieder Rentner, wenn die „Gutverdiener“ aus der Kirche ausscheiden oder auch in Rente gehen, dann werden wir schon deutliche finanzielle Einbußen haben. Auch ist ja immer die Frage, wieviel Geld von dem Reichtum eines Landes in den Gemeinden dann wirklich ankommt. Da ich aber davon ausgehe, dass wir einfach viel, viel weniger „zahlende“ Mitglieder haben, gehe ich auch davon aus, dass unsere Gemeinden eher arm als reich sein werden.

  5. Kathrin says:

    Überkonfessionalität: Was ist den mit den Orthodoxen (rumaänisch, russisch, griechisch usw)? Würdest Du die auch mit dabei haben wollen oder nicht (sofern sie es mitmachen würden)? Ich weiß, es ist wahrscheinlich die kleinste Gruppe hier im Norden Europas, aber eben auch das älteste Geschwister (so sehe ich das jedenfalls), aber ich denke sie sollten dann schon mit dabei sein.

    Abendmahl: Naja, ich denke das mit dem Fest-, bzw. Tischabendmahl funktioniert nur, wenn das Essen direkt von der Gemeinde besorgt wird und nicht jeder sein eigenes Essen mitbringt. Das hat nämlich schon früher nicht funktioniert (steht in einem von den Briefen, wahrscheinlich von Paulus). Da hat dann jeder sein eigenes Abendessen mitgebracht und die Armen hatten wieder weniger zu essen als die mit mehr Geld. Darum wurden die beiden Sachen dann getrennt – Sättigungsmahl und Abendmahl im Gottesdienst. Hier in Irland machen wir das Tischabendmahl immer am Gründonnerstag, da gibts dann Brot, Käse, Weintrauben, Wasser, Wein, und dann das Osterfrühstück – aber das Essen wird in beiden Fällen vom Pastor gekauft.

    Kirchensteuer/ Gemeindebeitrag: In den meisten Auslandsgemeinden (ich lebe in Irland) bezahlen die Mitglieder einen Beitrag, wie in einem Verein – einfach, weil es in vielen Ländern keine Kirchensteuer gibt. Wir gehören zwar zur EKD, kriegen natürlich aus Deutschland unsere Pastoren zur Auswahl (die aber zumindest teilweise aus dem Beitrag bezahlt werden), können auch Förderung beantragen (z.B. für Umbauten und Reparaturen), sind aber ansonsten relativ unabhängig von der Mutterkirche. Leider bleiben die Pastor*innen immer nur maximal 9 Jahre, aber wir haben genug Ehrenamtliche, die im Interim oder Urlaub mal übernehmen können.

    1. juhopma says:

      Ja, also ich wäre da bei dir: wenn schon überkonfessionell, dann auch richtig! Und beim Essen bin ich auch bei dir: ich vermute, die beste Lösung wäre da ein Einkauf durch die Gemeinde 🙂

  6. Gott weiß wer says:

    In den meisten Teilen finde ich deine Überlegungen interessant und schlüssig, nur bin ich mir da nicht so sicher mit den Ehrenamtlichen Pastoren. Ich denke das es nicht in jedem Bezirk oder jeder verkleinerten Gemeinde jemanden geben wird der Freiwillig Pastor ohne Bezahlung werden möchte und das dies zu einer Dezimierung aktiver Gemeinden führen würde. Dazu könnte es sein das es zu wenig oder sogar keine Spenden mehr geben wird um Reparaturen an der Kirche selber durchzuführen. Der Rest hört sich solide und logisch an.

  7. Eine zutreffende Analyse und perspektivischen Darstellung der Zukunft unserer christlichen Kirchen in Deutschland. Vieles davon kann heute schon umgesetzt werden bzw. gibt es bereits. Der christliche Glaube und die persönliche Beziehung zum Gott des Lebens kann nur durch Erzählen und als Inhalt des alltäglichen Lebens bei unseren Mitmenschen ankommen. Für den im säkularen Umfeld aufgewachsenen und in unserer „modern-fortschrittlichen“ Gesellschaft auf die materiell-sichtbare Dimension reduzierten Mensch findet zunächst nur schwer Zugang zu der Dimension Gott und Transzendenz. Deshalb ist es elementar wichtig und entscheidend, wie wir Christen über diese Dimension des Mensch-Seins sprechen & erzählen, wie wir die frohe Botschaft weitergeben, was wir ansprechen und wie wir das Leben mit Gott darstellen. Grundsätzlich müssen 2 Fragen beantwortet werden – und dies kann jede/r Christ/in für sich schon mal tun: Wozu Gott? Wie geht Glauben?

    Ich bin Katholik und ich glaube nicht, dass in der nahen Zukunft eine Einheitskirche entstehen wird. Da bin ich bei Margot Käßmann, die ähnliches meint. Wir sind insbesondere der Feier der Gottesdienste, erweitertem Radius in Bezug auf das Glaubensleben (z.B. Rolle der Gottesmutter Maria und der Heiligen) und in manchen Traditionen weit auseinander. Aber am „Ende des Tages“ Geschwister als Kinder Gottes.

    Für mich ist absolut entscheidend, ob es uns Christen gelingt – ähnlich wie Jesus – sich den Mitmenschen zuzuwenden, ihnen einen Weg zum Leben zu weisen, das Salz und Licht in unserer bedrohten und immer mehr ent-menschlichenden Gesellschaft zu werden…

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