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Wir brauchen A- und B-Pastoren!

Der Plan für die Zukunft der Kirche? A- und B-Pastoren! Was das heißt? Wir haben Pastoren, die Theologie an Universitäten studieren. Und wir haben Pastoren, die sich über einen alternativen Bildungsweg qualifizieren. #zukunft #nachwuchs #diversity #einfachkirche

Wer es noch nicht weiß: Wir haben mehr als ein Problem in Kirche. Nicht nur, dass uns die Mitglieder schwinden, wir mit unseren Inhalten immer weniger Beachtung finden und auf absehbare Zeit ein Finanzloch haben werden – nein, wir haben auch ein Pastoren-Nachwuchsproblem.

Tja, das hättest du wohl kaum gedacht bei so fescher Berufskleidung, oder? Aber es ist wirklich wahr: Wir haben nicht ausreichend Menschen, die a) Theologie studieren bzw. b) ins Vikariat gehen und dann Pastor werden.

Ganz platz gesagt: Die Menschen treten tatsächlich nicht schnell genug aus und so kommt es, dass wir große Probleme haben werden, unsere Pastorenstellen zu besetzen.

Schluss mit Monokultur!

Das ist die eine Begründung für meine Forderung nach A- und B-Pastoren.

Die andere Begründung habe ich auch hier im Blog ja schon mehrfach beschrieben: Wir pflegen zwar keine Monokultur in Kirche, aber wir sind schon sehr beschränkt in unserem Angebot. In unserer Art sich zu kleiden. Zu sprechen. Gottesdienst zu feiern. Kirche zu sein. Gemeinde zu gestalten.

Kurzum: Wir leben vieles, aber nicht ausufernde Vielfalt. Woran das liegt? Meiner Meinung nach vor allem an uns Pastoren. Denn: Wir sind uns einfach alle – am Ende des Tages – ziemlich ähnlich.

Wir haben alle studiert. Das Gleiche. Wir haben alle gelernt anspruchsvolle Texte zu lesen, zu verstehen, zusammenzufassen. Wir machen alle das gleiche Vikariat und werden alle einheitlich ausgebildet.

Hauptsache die Einheit stimmt!

Das offensichtlich wichtigste Ziel lautet: Mehr oder weniger ähnliche Pastoren hervorbringen, die dann das bestehende System möglichst gut aufrecht erhalten können. Darüber habe ich mich ja schon deutlich ausgelassen.

Das sind nun also zwei Begründungen für eine Forderung: Lasst uns A- und B-Pastoren schaffen!

Was ich damit meine?

Lasst uns von den Kirchenmusikern lernen!

Bei Kirchenmusikern gibt es das schon „ewig“. A-Kirchenmusiker und B-Kirchenmusiker. Beide sind vollwertige Kirchenmusiker. Der eine hat – inzwischen ist das glaube ich fast überall so – einen Bachelor in Kirchenmusik. Der andere hat noch einen Master oben drauf gesetzt.

Wenn eine Kirche einen Musiker sucht, kann sie eine A oder B Stelle ausschreiben. A-Musiker kosten mehr. Können aber auch meistens mehr. Haben ja auch länger studiert und gelernt.

Mein Vorschlag: Lasst uns doch das gleiche bei Pastoren machen. Wir haben A und B Pastoren. B Pastoren haben „nur „einen Bachelor gemacht. Und A Pastoren noch einen Master.

Oder: A Pastoren haben an der Universität studiert. Und B Pastoren haben sich anderweitig qualifiziert. Ich denke da z.B. an Diakone und Gemeindepädagogen. Die haben ja schon eine Ausbildung – warum nicht auch diese ins Vikariat aufnehmen?

Ist das Hochschul-Studium wirklich notwendig?

Das was wir hier im Vikariat machen, dafür muss man nun wirklich nicht an einer Universität studiert haben. Das Studium ist die Zugangsvoraussetzung. Aber keine wirkliche (inhaltliche) Voraussetzung um Pastor zu sein oder das Vikariat zu schaffen.

Ich denke aber auch an völlige Quereinsteiger. Menschen wie dich vielleicht. Du hast studiert? Oder eine Ausbildung gemacht? Wir könnten doch einen Bachelor Theologie anbieten. Oder Fortbildungsmodule. Und dann ab mit dir ins Vikariat.

Im Ernst: Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Wir brauchen Nachwuchs. Aber unser Nachwuchs muss nicht zwingend Theologie an einer Universität sechs Jahre studiert haben.

B-Pastoren als Bereicherung!

Sicherlich: Wir sollten auf keinen Fall unsere A-Pastoren aufgeben! Aber schadet es uns wirklich, wenn wir B-Pastoren zulassen?

Ich behaupte:

Mit A und B Pastoren würden wir erstens unser Nachwuchsproblem lösen. Und zweitens zu einer deutlich größeren Vielfalt von Kirche führen! Stell dir vor, wenn der Tischler von nebenan Pastor sein könnte. Natürlich mit theologischer Fortbildung und Vikariat. Aber er bliebe trotzdem ein ganz anderer Schlag Mensch als wir jetzigen Pastoren.

Was für eine Bereicherung!

Ein Blick in die Bibel…

By the way: Jesus hat seine Jünger übrigens auch ohne Theologiestudium berufen. Und es war ein bunter Haufen an Menschen.

In diesem Sinne: lasst uns die Kirche bunt machen!

Ein möglicher Schritt: A- und B-Pastoren.

 

 

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5 Comments

  1. Ich sehe das zwiespältig. Auf der einen Seite ist das etwas, was ich an der evangelischen Kirche sehr schätze: gut ausgebildete Pastoren, bei denen ich überall ein in etwa einheitliches Qualitätsniveau vorfinde. Auf der anderen Seite erinnere ich mich z. B. an jemanden, der bei uns einen Teil des Konfirmandenunterrichts gemacht hat, einfach, unakademisch und begeistert. Guter Mann. Wir haben ihn etwas belächelt, aber wegen seiner Ernsthaftigkeit und Authentizität eben doch respektiert. Der hätte einen guten B-Pastor abgegeben.

    Alles in allem ziehe ich aber, glaube ich, die A-Variante vor. Und wenn es davon weniger gibt, muss man eben weiter fahren.

  2. Angela says:

    Meine bisherigen Erfahrungen mit B-Personal sind nicht immer positiv. Es gibt ja schon eine Weile die Prädikanten. Sie sollen Pastoren unterstützen oder auch ersetzen. Ich glaube, die Prädikatenausbildung wird gerade forciert – wegen des Nachwuchsmangels. Bei mir kommen die oft aber nicht so gut an. Liegt es an der Auswahl? Am Alter? Werden da die „Falschen“ ausgebildet? Was ist überhaupt richtig oder falsch? Außerdem sind sie sehr angepasst an die bestehende Ordnung. Ist ja eigentlich auch logisch, wenn man bedenkt, wer sie ausbildet. 🙂 … Für eine gute Predigt fahre ich dann auch schon mal ein Stück weiter.

    1. juhopma says:

      Ja, ich bin da durchaus bei dir. Besonders bei dem „in bestehende Ordnung“. Da sehe ich auch große Defizite bzw. kaum Spielraum für Prädikanten. Sie werden offensichtlich nicht ausgebildet, um frischen Wind reinzubringen, sondern um Bestehendes zu erhalten…

  3. Der Vergleich mit der Kirchenmusik ist nicht unbedingt hilfreich. Die Kirchenmusikerstellen (A-D) werden von den Gemeinden bezahlt. Dort ist die Einstufung von der vorhandenen oder fehlenden Wertschätzung der Pastorenschaft und des KGR und den oberen Etagen der Kirchenleitung abhängig. Die Stelle wird z.B. als B-Stelle ausgeschrieben und an A-Musiker vergeben, um Geld zu sparen, damit der KGR und Leitung finanziell so weiter wursteln kann, wie bisher.
    Oder damit der Pastor dominanter sein kann. Denn bisweilen soll die Kirchenmusik deutlich attraktiver und hilfreicher für die Gemeinde und Außenstehende sein als die theologische Arbeit. Die Predigtqualität auch einer (A-) pastoralen Person kann durchaus zum Weglaufen und Nichtwiederkommen sein. Die Bandbreite der Qualiät bei Prädikanten und Diakonen muss nicht größer sein. Ich habe da auch sehr positive Erfahrungen sammeln können.
    Ein Beispiel: Eine volle A-Stelle wurde auf eine viertel C-Stelle reduziert. Der C-Kirchenmusiker wird einfach mit einem Bruchteil bezahlt, unabhängig von seiner Qualität und evt. seiner Qualifikation. Die Gemeinde muss ggf. einen peinlichen Pastor akzeptieren, ein Kirchenmusiker wird entlassen oder „flexibilisiert“.
    Ich habe einen Kirchenmusikdirektor kennengelernt, der als C-Musiker seine Aufgaben einfach gut bearbeitet hat.

    1. Ja, du hast natürlich recht. Trotzdem denke ich, dass es uns gut tun würde, wenn wir eben zumindest alle als Pastoren bezeichnen. So wie bei den Kirchenmusikern ja auch alle Kirchenmusiker heißen…
      Bzw.: nicht nur so bezeichnen, sondern auch mit entsprechenden Rechten ausstatten.

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