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Ich wünsche mir runde Kirchen!

Ja ist denn heut´ schon Weihnachten? Ne, natürlich nicht. Ich wünsch mir trotzdem was: Kirchen, die kommunikativ aufgebaut sind. Damit meine ich: möglichst rund. Und nicht längliche Schläuche. Weniger Distanz zwischen „denen da vorne“ und dem… naja, Rest halt. Ein kleines Stück Vision der #einfachkirche

Neulich war ich bei Pfingstlern zu Besuch. Wem das nichts sagt: Bei einer Richtung der evangelischen Kirche, die von der liberal-landeskirchlichen Front meistens kritisch beäugt wird. Bei den Pfingstlern wird nämlich der Heilige Geist meistens besonders betont. Und mit dem haben wir es in der Landeskirche nicht so. Das ist selbst beim Postillion angekommen.

Ich gehe in eine Pfingstler-Gemeinde in Hamburg immer mal wieder gerne hin, weil es dort Musik gibt, die mir gefällt. Weil da junge Menschen sind. Alles irgendwie hip, modern und mich ansprechend ist. Aber ich gehe eben auch nur immer mal wieder hin, weil es genug andere Dinge gibt, die mir nicht gefallen.

Aber wie dem auch sei, es soll ja hier nicht um diese Pfingstler-Gemeinde gehen. Ich beginne aber mit ihnen, denn als ich da war, haben sie dort zum ersten Mal etwas ausprobiert, das für mich fest zu meinem „Konzept“ der #einfachkirche gehört: ein Gottesdienstraum, der kreisförmig aufgebaut ist und somit eine wirkliche Mitte hat.

Ich träume von runden Gemeinden!

Die allermeisten Kirchen sind ja recht „schlauchig“ aufgebaut. Mindestens länglich rechteckig. Man kommt rein, dann gibt es einen Gang in der Mitte, links und rechts Bankreihen und vorne den Altarbereich. Manche Kirchen, wie meine Vikarsgemeinde, sind immerhin halbkreisförmig aufgebaut.

Wovon ich aber träume: Ein wirklicher Kreis! Und in der Mitte des Kreises ist der Altar. Das Kreuz. Rund um das Kreuz sitzen wir alle als Gemeinde. Der Mittelpunkt der Gemeinde? Das Kreuz.

Was mir daran gefällt: Es ist kommunikativer. Es ist nahbarer. Man sieht sich als Gemeinde. Mehr Menschen sind „nah“ dran. Es gibt weniger Plätze, die weit weg sind. Es gibt auch keine große Distanz zwischen „denen da vorne“ und dem Rest der Gemeinde.

Die Mitte der Gemeinde ist keine Bühne

Was mir auch wichtig ist: Die Mitte ist keine Bühne. Das war bei der Pfingstler-Gemeinde so gelöst. Dort sang der Großteil der Band nun von der Mitte aus. Das finde ich schade – denn gerade durch den Kreis ergeben sich aus meiner Sicht große Chancen für Gemeinden mit (Lobpreis-)Bands.

Viele stört an den Lobpreis Bands, dass die Gottesdienste einen „konzertanten“ Charakter bekommen (das ist bei der Orgel meistens häufig sehr ähnlich, aber darüber will ich hier mal nicht diskutieren). Dieser Charakter entsteht, weil vorne eine Band steht, die die Gemeinde dann „ansingt“. Klar erinnert das an ein Konzert.

Was mich daran stört? Auch die Musik ist Gottesdienst. Und auch die Musik ist bzw. sollte Richtung Kreuz gerichtet sein. Und jetzt kommt der Clou an den „runden Gemeinden“: Die Musik kann sich in den Kreis rund um das Kreuz einreihen. So singen Band und Gemeinde gemeinsam in ihre Mitte. Das Kreuz. Und keine Band muss mehr „konzertant“ die Gemeinde direkt ansingen.

Wie wird aus einer länglichen eine runde Kirche?

Nun gibt es natürlich ein Problem. Unseren Kirchen, also die Gebäude, sind ja schon da. Und sind eher länglich als rund gebaut. Was tun? Es gibt schon in vielen Gemeinden (gerade großen) sog. „Mittelaltäre“. Dort hat man den langen länglichen Raum einfach in der Mitte geteilt sozusagen und in die Mitte den Altar gestellt. Das ist dann noch kein Kreis, aber ein Anfang. Und eine etwaige Band/Musik kann man an eine der „kurzen Kreisseiten“ platzieren.

Und von wo wird gepredigt?

Und der Pastor (und natürlich auch die Pastorin, also die predigende Person)? Steht in der Mitte und läuft im Kreis? Auch hier stelle ich es mir eher wie bei der Musik vor. Er ist Teil des Kreises. Und nicht Mittelpunkt.

Ja klar, manche sehen dann vielleicht den Pastor nicht so gut. Vielleicht macht er ja dann auch mal ein paar Schritte – Bewegungsfreiheit hätte er ja zumindest. Vielleicht ergibt sich aber auch aus dem Kreis eine weitere Nähe zu mehr Laienbeteiligung. Im Gottesdienst.

Ein Tisch mit einem kleinen Kreuz

Vielleicht steht die predigende Person ja genau da, wo sie gerade sitzt. Mal vorne, mal weiter hinten im Kreis. Egal wo sie sitzt – solange sie im Kreis sitzt wird deutlich: Wir sind eine Gemeinde. Mit einem Mittelpunkt. Und es gibt nicht einen langen Schlauch an Gemeindegliedern, dann irgendeine Form von Raum und dann kommt das „Göttliche“. Und dazwischen steht am besten der Pastor. Und es gibt keine Band, die zur Gemeinde singt.

Sondern es gibt eine Gemeinde, die sich zum Gottesdienst versammelt. Und der Mittelpunkt des Gottesdienstes ist das Kreuz. Sei es noch so klein. Das muss ja kein riesen Ding sein! Da kann ein kleiner, zurückhaltend gestalteter Tisch (aka Altar) in der Mitte der Gemeinde stehen. Mit einem kleinen Kreuz darauf. Und um diesen Tisch versammelt sich die Gemeinde zum Abendmahl.

Und was denkst du darüber?

Das ist meine Idee eines „Gemeindeaufbaus“. Eine Gemeinde, die auch durch die Gestaltung des Raumes zeigt, was ihr Mittelpunkt ist. Dass sie kommunikativ ist. Dass es kein „vorne“ und „hinten“ gibt. Und keine Bühne.

Na klar: Wenn ich das jetzt ausprobieren könnte, dann würde ich sicherlich viele Mängel finden. Und neue Probleme entstünden. Aber vielleicht kennst du ja sogar solche Gemeinden? Oder hast jetzt direkt Einwände und Bedenken? Oder siehst ganz andere Chancen und Vorteile? Ich freue mich über deine Kommentare!

 

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5 Comments

  1. Gibt es so etwas nicht schon längst, bei den Reformierten. Ich meine, ich hätte mal so etwas gelesen.

    1. juhopma says:

      Das gibts bestimmt irgendwo schon – aber wo genau, das weiß ich zumindest nicht 🙂

  2. Konrad Otto says:

    Das beschriebene Prinzip wäre auch mein Traum, schließlich saß Jesus beim Abendmal auch nicht getrennt von seinen Jüngern.
    Synagogen sind oft auch Zentralbauten.

    Beispiele für Zentralbaukirchen:
    Alt:
    Ravenna : Dom-Baptisterium, Baptisterium der Arianer (seit ~ 500 n. Ch.), St. Vitale.
    Hagia Sophia, 4-Eck, seit 537 n. Ch., Istambul
    Große Taufkapelle in Florenz (Dom)
    Barock:
    Frauenkirche zu Dresden,8-Eck
    Frederikskirche Kopenhagen, 12-Eck?
    8-Eck:
    Rellinger Kirche, HH-Niendorf am Markt, Brande-Hörnerkirchen.
    Oft gerundete Sitzordnung oder gewinkelt/gegenüber
    mit Kanzel-Orgel-Altar (Musik ist eine Form der Verkündigung wie Predigt und Abendmahl) (in den obigen 8-Eck-Kirchen)
    Die Anordnung war u.a. aus akustischen Gründen sinnvoll, damals gab es noch keine Mikrofone und in Rellingen passten damals angeblich 2200 Menschen rein (2 Emporen).
    Trinitatiskirche in HH-Altona, klassische Vierung, aber Altar in der Vierung, Chor und 3 Gemeindeblöcke zum Altar ausgerichtet.
    Eine Bekannte berichtete voller Begeisterung von einem reformierten? Godi, in dem der Pastor immer hinter dem Altar der Gemeinde zugewandt war.
    Das wären mögliche Ansätze in alten Gebäuden, die der Entfremdung von Pastor und Gemeinde entgegenwirken könnten.
    Ganz runde (geschlossene Kreise) Anordnungen würden mich eher stören, da der Pastor dann Teilen der Gemeinde den Rücken zukehren würde/müsste (ist heute leider sowieso sehr oft der Fall).

    1. Danke!
      Da hast du mir ja gleich eine Liste an Kirchen geschickt, wo ich dann vielleicht mal vorbeischauen sollte 🙂

      1. Christian says:

        Die Essener Rundkirche darf in der Liste natürlich nicht fehlen 😉

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