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Warum wir eine Craft-Bier-Kirche brauchen!

Ich träume von vollen Kirchen. Aber ich glaube: Wir brauchen dafür keine Kirchenreform. Sondern eigentlich nur zwei Dinge: 1) Pastoren, die Gottesdienste voller Begeisterung feiern. 2) Eine richtig bunte Vielfalt an Pastoren. Oder in ganz kurz: Wir brauchen eine Craft-Bier-Kirche! #einfachkirche

Jaja, ich und meine Träume. Warum eigentlich von vollen Kirchen träumen? Muss das denn sein? Ist das überhaupt wichtig? Meine Antwort ist ja recht simpel: Mehr ist einfach mehr. Aber im Ernst: Warum ich von vollen Kirchen träume? Weil ich von dem „Angebot“ der Kirche so überzeugt bin! Ich halte unsere Botschaft nicht nur für wahr, sondern auch für wichtig. Wichtig für die Gesellschaft, für diese Welt, wichtig für jeden Einzelnen von uns.

Ob das „jeder Einzelne“ dann genauso sieht – das darf ja jeder selbst entscheiden. Aber ich wünsche mir, dass wir als Kirche es auch jedem ermöglichen, es zu entscheiden. Und Menschen nicht deshalb auszuschließen, weil wir zur falschen Zeit am falschen Ort auf falsche Weise Gottesdienst feiern.

Falsch? Jaja, das Wort ist schwierig. Natürlich meine ich nicht, dass man Gottesdienst „falsch“ feiern kann. Aber ich meine damit: Für mich ist Sonntagmorgens zum Beispiel einfach eine blöde Zeit. Da gehe ich – egal zu was – nicht gerne irgendwohin. Also allein die Uhrzeit eines Gottesdienstes entscheidet für mich schon darüber, ob ich eher hingehe oder nicht. Auch der Ort ist für mich durchaus entscheidend. Eine kalte, dunkle Kirche – ich kann mir durchaus einladendere Dinge vorstellen.

Und die Art und Weise? Hey – wir sind einfach verschieden! Ich stehe nun mal weniger auf Orgelmusik. Andere stehen weniger auf Bandmusik. Das eine ist ja nicht falsch und das andere richtig. Es sind einfach verschiedene Arten Gottesdienst zu feiern. In diesem Sinne gibt es – so glaube ich – einfach Gottesdienste, die aufgrund Ort, Zeit, Art und Weise, für manche Menschen das „falsche“ Angebot liefern. Für andere wiederum genau das Richtige.

Das große „Aber“ hinter meiner Frage nach neuen Gottesdienstformen

Also was will ich sagen: Ich wünsche mir volle Kirchen, weil ich mir wünsche, dass möglichst viele Menschen so mit Kirche in Kontakt kommen, dass sie sich dann – sozusagen: begründet – für oder gegen unser „Angebot“ entscheiden können. Wer aber nie mit dem „Eigentlichen“ – unserer Botschaft – in Kontakt kommen konnte, weil äußere Dinge ihn davon abgehalten haben, der hat sich gar nicht „begründet“ für oder gegen etwas entschieden. Sondern vielleicht einfach nur entschieden, dass Sonntagmorgens – egal was es ist – nichts Gutes stattfinden kann. Oder dass die Veranstaltung, wo es nur Orgelmusik gibt, nichts für einen sein kann.

So, lange Rede, endlich kommt der Sinn: Weil ich all das denke, beschäftige ich mich viel mit der Frage nach Veränderungen in der Kirche. Neue Gottesdienstformen. Neue Angebote. Kirche an anderen Orten. Zum Beispiel mit der popupchurch sind wir da ja kreativ unterwegs.

Aber. Und jetzt kommt das Aber. Inzwischen glaube ich, dass wir eigentlich gar keine große Kirchenreform brauchen. Sondern nur zwei Dinge: 1) Pastoren, die Gottesdienste voller Begeisterung feiern. 2) Eine richtig bunte Vielfalt an Pastoren. Was ich damit meine?

Wir brauchen Pastoren, die Gottesdienste voller Begeisterung feiern!

Ich frage mich wirklich viel, wie Gottesdienste für die aussehen können, die (noch) nicht (mehr) da sind. Also was an unseren Gottesdiensten ist einladend, was nicht? Was ist abstoßend für Außenstehende? Auch mit der popupchurch sind wir immer wieder auf der Suche, wie wir als Kirche dort sein könn(t)en, wo die Menschen sind.

Und doch denke ich: Das Einfachste ist, wenn wir einfach voller Leidenschaft und Begeisterung so Gottesdienst feiern, wie wir nun mal eben gerne Gottesdienst feiern. Wenn jeder Pastor (jaja und natürlich auch jede Pastorin!) am Sonntag genau das macht, worauf er bzw. sie so richtig Bock hat – das wird ansteckend wirken! Und am Ende sind es ja nicht nur die Pastoren, sondern die gesamten Gemeinden.

Lasst uns Gottesdienste so feiern, wie wir sie gerne feiern. Nicht, wie „man es schon immer gemacht hat“. Nicht, wie „man es vermutlich tun sollte“. Sondern so, wie ihr gerne Gottesdienst feiert. Begeisterung wirkt ansteckend. Wer begeistert ist, ist einladend – ohne es aktiv sein zu müssen.

Ich habe mich so häufig gefragt, wie Gottesdienste für Neue und Außenstehende aussehen könnte. Und weißt du was? Keine Ahnung! Aber was ich dafür um so besser weiß: Wie ich gerne Gottesdienst feiern würde. Wie Gottesdienste aussehen, die mich begeistern. Und hey, das ist jetzt einfach meine These. Aber ich glaube, dass genau das, das Beste ist, was wir tun können.

Natürlich finden nicht alle Menschen toll, wie ich Gottesdienst feiern möchte. Aber es wird welche geben. Und es werden sich mehr Menschen zu einem Gottesdienst einladen lassen, in dem Pastor und Gemeinde so richtig Bock auf die Veranstaltung haben, als zu einem Gottesdienst der „perfekt“ für Gäste ist, aber dadurch letztlich auch ohne Herz und Leidenschaft. Oder eben nur mit Herz und Leidenschaft für die Neuen. Aber nicht für die Sache an sich.

Klingt so, als wollte ich sagen, dass alles so bleiben kann, wie es ist? Nein, ganz und gar nicht! Denn zum einen unterstelle ich, dass wir eine viel buntere Gottesdienst-Landschaft haben, wenn wirklich jeder Pastor/jede Pastorin so feiert, wie er/sie gerne feiert (und ja, es geht nicht nur um Pastoren, ich weiß – also denk dir statt Pastor/Pastorin ruhig immer so ein Gemeinde/Kirchengemeinderat dazu) und zum anderen habe ich ja noch einen zweiten Punkt:

Wir brauchen eine richtige bunte Vielfalt an Pastoren!

Was ich damit meine? Schluss mit diesem Einheitsbrei! Natürlich sind wir alle irgendwie verschieden. Wenn ich meinen Vikarskurs anschaue – klar sind wir verschieden. Und am Ende doch irgendwie größtenteils auch ganz schön ähnlich. Und warum? Weil wir alle durch das gleiche Nadelöhr mussten: Das Theologiestudium. Und: Weil wir alle durch die gleiche Ausbildung mussten: Das Vikariat.

Was daran schlimm ist? Grundsätzlich nichts. Aber beides fördert keine Vielfalt. Denn das Studium schafft nicht jeder. Das schafft schon mal nur der, der gut mit Hebräisch, Griechisch (und Latein) zurecht kommt. Und das Vikariat? Das kennt eben leider quasi keine Profilierung. Ich habe in meiner Ausbildung eine einzige Gottesdienstform (kennen)gelernt: Der klassische 10- Uhr-Gottesdienst.

Also: Ich glaube, wir brauchen so eine richtig bunte Truppe an Pastoren und Pastorinnen – und wenn dann jeder einfach das macht, was er/sie gerne macht? Dann haben wir eine bunte und lebendige Kirche. Mit vielfältigen Gottesdienstangeboten. Und ich behaupte einfach mal: Dann sind die Kirchen auch voller! Warum? Weil ich eher in einen Gottesdienst gehe, von dem Leute erzählen. Weil ich eher in einen Gottesdienst gehe, wenn ich aus einer bunten Palette auswählen kann.

Mit den Kirchen ist es wie mit dem Craft-Bier

Ich war vor einiger Zeit in einer Kneipe, in der es eine große Auswahl an Bieren gibt, die so nicht auf jeder Karte stehen (und davon ist viel Craft-Bier). Das Bier ist auch nicht wirklich billig, aber weißt du, was mich an dem Laden gepackt hat? Diese Begeisterung der Besitzer/Bedienung, wenn sie mir von ihren Bieren erzählen. Die Augen leuchten und mir werden die Biere in den buntesten Farben beschrieben.

Nicht jedes Bier schmeckt mir dort! Aber sie haben sehr verschiedene Biere und sie können jedes dieser Biere mit Begeisterung empfehlen.

Klar, dieser Vergleich hinkt mehrfach. Aber: Bist du nicht auch froh, dass es nicht nur Pils gibt? Komm schon! 😀 Ja, wenn ich ehrlich bin: Ich glaube, ich wünsche mir Kirche so ein wenig wie die Craft-Bier-Szene. Es gibt auf einmal unzählige neue Biere. Und ja: viele davon sind echt nicht mein Geschmack. Aber es gibt auf einmal eine (Geschmacks-)Auswahl an Bieren… ich bin mir sicher, dass der eine oder andere nun Bier trinkt, für den es vorher nichts war.

Also… ich wünsche mir eine Kirche, die eine bunte Palette an Gottesdiensten im Angeboten hat – ganz wie die Craft-Bier-Szene.

Und ich wünsche mir eine Kirche, die ihre Gottesdienste so begeistert feiert, wie mir die Biere in dieser bestimmten Kneipe in Hamburg angepriesen wurden (und by the way: die Biere sind wirklich lecker!).

Achso, die Kneipe heißt übrigens „Alles Elbe“. Kann ich wirklich empfehlen 😉

Von daher… wäre mein Vorschlag: Wir treffen uns alle demnächst auf ein leckeres Bier an genanntem Ort und dann hören wir auf uns Gedanken über Kirchenreformen zu machen. Und feiern dafür Gottesdienste so, wie wir es gerne tun. Und zwar aus Leidenschaft und mit Begeisterung.

 

 

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6 Comments

  1. Mit dieser Überschrift hatte Dein Beitrag bei mir von vorherein verloren. Craft Beer (wenigstens nicht noch Denglisch „Craft Bier“) ist überhaupt nicht mein Ding. Ich liebe deutsches Bier, gebraut nach Reinheitsgebot, vorzugsweise Pils, gern auch kleine regionale Marken. Aber doch nicht diese trüben bierähnlichen Getränke, die aus Amerika herüberschwappen und angeblich unter Hipstern in sind.

    Und ich musste zum weiteren Artikel sofort an Tomas Haliks Reaktion auf bestimmte amerikanische Prediger denken. Ich habe es mal herausgesucht:

    „Ich erinnere mich, als ich in den USA das erste Mal eine Megaschau evangelikaler Prediger im Fernsehen verfolgte und lange die Hoffnung hegte, es handle sich nur um eine groteske Showeinlage, in der Komiker die Religion karikieren; ich wollte nicht glauben, jemand könne im Ernst meinen, dass es möglich sei, mit einer solch vulgären Selbstverständlichkeit über Gott zu sprechen, das Evangelium wie irgendeine allseitig verlässliche Automarke zu propagieren. (…) Es ist wirklich ein trauriger Anblick, wenn man sieht, wie aus jenen, die Propheten werden sollten, peinliche Clowns geworden sind.“ Tomas Halik, Geduld mit Gott, S. 30.

    Also: Wenn die evangelische Kirche sich in diese Richtung entwickeln sollte, muss ich wohl katholisch werden.

    1. juhopma says:

      Hihi, Mist. Aber gut, die Überschrift war ja nur ein Bild. Und man könnte das auch ohne Craft-Bier machen und einfach von der sonstigen Vielfalt von Bieren sprechen (die es ja auch so schon gab/gibt!). Also in deinem Fall… könnten wir bei einer Vielzahl regionaler Marken theoretisch bleiben, oder?
      Trübe und bierähnlich, aus Amerika herübergeschwappt und Hipster… naja. Wir müssen uns ja hier nicht über deine Meinung über Craft-Bier unterhalten.

      Aber was ich wirklich überhaupt nicht verstehe ist dein zweiter Punkt. Was willst du mit dem Zitat sagen?
      Dass ich mit vulgärer Selbstverständlichkeit über Gott spreche? Oder dass es dazu kommen könnte durch „Craft-Bier-Kirchen“? Bzw. wer oder was sind aus deiner Sicht die peinlichen Clowns? Und noch eine letzte Frage: Wenn die Kirche sich in „diese Richtung“ entwickelt – meinst du damit jetzt dein Bild von amerikanischen Predigern? Oder meinst du meinen Wunsch, dass wir eine bunte und vielfältige Kirche haben?

      Ich freue mich über deine Antworten! 🙂

      1. Craft Beer: neugierig bin ich grundsätzlich und würde es auch mal probieren. Nur den Hype brauche ich nicht. Genug davon.

        In der Hauptsache. Das Zitat betrifft nicht Dich. Ich habe Dich nie predigen gehört. Und weil Du die EKD-Ausbildung durchlaufen hast, rechne ich bei Dir mit einem guten Qualitätsstand, wie ich ihn bei meiner Kirche kenne und sehr schätze.

        Ich habe aber so Bilder im Kopf von manchen freikirchlichen Predigern, von Zeltevangelisation, von Videos aus den USA und derlei Dingen, wo es bei mir sofort geklingelt hat, als ich damals den Absatz bei Tomas Halik gelesen habe. Und daran habe ich gedacht bei Deiner Forderung nach bunter Vielfalt unter den Pastoren. Die Magie des Power Selling, angewandt auf Verkauf des Evangeliums.

        Sonntag um 10 h ist für mich persönlich eine gute Zeit, ich bin Frühaufsteher und Morgenmensch. Ich brauche meine Bibel, Gebete, hin und wieder eine wirklich gute Predigt, regelmäßig Abendmahl mit anderen Christen, habe gern eine rituelle Liturgie in einem würdigen Gebäude, singe gern und höre gern klassische Musik, aber auch Spirituals und ähnliches.

        Das Visuelle und Sinnliche kommt mir in der evangelischen Kirche viel zu kurz. Da ist mir zu viel von Vorlesung und Verwaltungsakt. Das Publikum sitzt dabei, nimmt zur Kenntnis, was passiert und läßt sich nichts anmerken. Ich hätte gern mehr Fotos, Filme, Grafiken, Gedichte, Zelebrieren symbolischer Handlungen und Einbeziehen der Gemeinde.

        1. juhopma says:

          Vielen Dank für die Erklärungen!
          Jetzt verstehe ich es deutlich besser 🙂

          Und nur um das nochmal deutlich zusagen: Ich möchte nichts „abschaffen“ oder „schlecht reden“ von all dem, was dir wichtig ist. Das soll bitte alles so bleiben – nur eben ergänzt werden. Soll heißen: „Dein“ Gottesdienst muss natürlich bestehen bleiben. Denn du bist ja nicht alleine 😀

          Und ja: das visuelle und sinnliche Element haben wir nicht wirklich oder nur selten. Wir sind da sehr „verkopft“. Das machen die Katholiken z.B. finde ich vielfach „besser“…

  2. André says:

    Lieber Jonas. Ich habe deinen Blogbeitrag sehr gerne gelesen. Dein Enthusiasmus und die Frische deiner Gedanken sind ansteckend und haben mich sehr zum Nachdenken gebracht.

    Eins habe ich nicht verstanden: ???
    … Gemeinde/Kirchengemeinderat“ dazu ;-))… ???. Ist die Aussage ehr an deine Gemeinde gerichtet oder meintest du es ehr allgemein? Und was wolltest du damit überhaupt sagen?

    André aus Berlin (ehrenamtlich in meiner Gemeinde unterwegs)

    1. juhopma says:

      Moin André! Ja, da ist irgendein Formatierungsfehler drin gewesen in diesem Satz. Was ich meinte: Wenn ich „Pastor“ schreibe, dann meine ich in den meisten Fällen auch ein „Kirchengemeinderat“. Denn letztlich liegt die Hoheit über den Gottesdienst bei diesem und nicht beim Pastor.

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