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9 Merkmale einer digitalisierten Gemeinde

Was wir als Kirche dringend benötigen? Digitale Normalität! Das heißt: wir bewegen uns als Gemeinde im Digitalen genauso selbstverständlich wie im „Analogen“. #digitalekirche #digitalegemeinde #digitalisiertegemeinde

Schon seit einigen Jahren schwirrt durch die Kirche der Begriff „Digitale Kirche“. So richtig weiß noch keiner, was das wirklich bedeutet. Aber inzwischen zeigt sich, was es heißen kann. So gibt es kirchliche Angebote, die sich explizit im Digitalen bewegen (z.B. auf Twitter ein Abendgebet und ein Morgengebet) oder erste christliche Influencer (z.B. eine Pastorin auf/für Instagram).

Was bislang viel zu kurz kommt: digitalisierte Gemeinden. Und damit meine ich eben nicht Gemeinden, die sich ausschließlich im Digitalen bewegen, sondern die ganz klassische „Ortsgemeinde“ – nur dass diese sich im Digitalen genauso selbstverständlich bewegt, wie auch im „Analogen“.

Deshalb gibt es eine kleine Reihe von Beiträgen von mir zum Thema digitalisierte Gemeinden.

Teil 1 „9 Merkmale einer digitalisierten Gemeinde„.
Teil 2 „5 Gründe für eine digitalisierte Gemeinde
Teil 3 „4 Grundsätze einer digitalisierten Gemeinde„.
Teil 4 „Die interne Digitalisierung von Gemeinden
Teil 5 „Checkliste für eine nachhaltige Digitalisierung von Kirche
Teil 6 „Wie kann ich Predigten als Podcast anbieten?

Was heißt digitalisieren?

Vorweg: mir ist schon klar, dass analog nicht das richtige „Gegenteil“ in diesem Zusammenhang von digital ist. Offline und online passt aber auch nicht perfekt. Was ich im Folgenden meine: Analog wäre z.B. ein gedruckter Gemeindebrief. Digital die Webseite der Gemeinde.

Laut Duden bedeutet digitalisieren a) Daten und Informationen digital darstellen und b) ein analoges Signal in ein digitales Signal umwandeln.

Für uns als Kirchengemeinde heißt es angepasst, dass wir unser „analoges“ Signal auch digital ausstrahlen. Aber es geht nicht um ersetzen, sondern um ergänzen. Es geht darum, dass wir unsere Daten und Informationen (Angebote und Werbung für diese) auch digital darstellen.

Und was ist jetzt eine digitalisierte Gemeinde? Hier kommen 9 Merkmale:

1. Miteinander statt gegeneinander

In einer digitalisierten Gemeinde wird analog und digital nicht gegeneinander ausgespielt. Fast das erste, was ich in meiner Gemeinde eingeführt habe? Eine professionelle Honorarkraft für unsere Öffentlichkeitsarbeit.

Ich arbeite mit ihm eng zusammen. Ich liefere Inhalte und Ideen – er kann sie professionell umsetzen. Aber eben offline und online. Analog und digital. Wir investieren bei uns in der Gemeinde in beide Signale. Denn es gibt weiterhin sehr viele Menschen, die das digitale Signal nie erreichen würde. Aber auch andersherum. Und dann ganz viele Menschen, die beide Signale empfangen.

2. Wiedererkennbarkeit

Eine digitalisierte Gemeinde ist auf jedem Signal gleichermaßen erkennbar. Deshalb arbeiten wir bei uns an einem „Corporate Design“. Und warum? Weil digital und analog zusammengehört. Ein Signal und so 😉

Übrigens hat unser Corporate Design drei Grundsätze: Lesbarkeit (zeigt Professionalität und ist für viele unsere Zielgruppe besonders wichtig), Wärme (wir formulieren freundlich und sympathisch – und so soll es auch aussehen), Effizienz (wir gestalten schlicht und übersichtlich, damit jeder schnell finden kann, wonach er sucht).

3. Aufgeräumte Webseite

Eine digitalisierte Gemeinde hat eine aufgeräumte Webseite. Damit meine ich: Wir brauchen keine überinformativen Internet-Auftritte. Aber bitte auch endlich keine Webseiten mehr, die bestenfalls in den 90er sexy waren.

Grundsatz unserer Webseite ist entsprechend unseres Corporate Designs: lesbar, warm und effizient. Darüber hinaus ist uns wichtig, dass die Seite aktuell ist. Und ja, vieles kann man automatisieren, manches ist Fleißarbeit.

Darüber hinaus gilt bei uns aktuell: die Webseite ist immer „Gemeindebrief+“. Das bedeutet, dass auf der Webseite alle Informationen aus dem Gemeindebrief zu finden sind – plus Aktualität und plus vertiefende Informationen.

4. Digitaler Mehrwert

Eine digitalisierte Gemeinde bietet digitalen Mehrwert. Das bedeutet: wir haben so manches analoge Signal digital übersetzt. Z.B. gibt es bei uns eine Whatsapp-Bibellesegruppe. Das ist von der Idee her ja so alt wie die Kirche quasi selbst. Nur eben digitalisiert.

Manche Dinge sind digital einfacher oder auch nur digital möglich. Bei uns kannst du z.B. die Predigten im Vorwege testen, sie hinterher als Podcast hören oder dir von den Predigten Videozusammenfassungen (Predigth@ppchen] anschauen. Das ist echter digitaler Mehrwert.

Es gibt auch immer wieder Umfragen (z.B. über die nächste Predigtserie oder welche Gottesdienstzeit dir am besten gefällt). In diesen Fällen verbinden sich Digitales und Analoges. Ich stimme digital ab, was ich analog erleben möchte.

In diese Richtung kann sich ziemlich austoben. Erfolgreich war bei uns z.B. der „ebay-Gottesdienst“. Man konnte auf ebay ein Predigtthema ersteigern. Wer am meisten bot durfte das Thema bestimmen, worüber ich predigen sollte. Der Erlös ging in die Kollekte.

5. Newsletter

Ganz ehrlich: So ziemlich jede Webseite will mir in irgendeiner Form einen Newsletter andrehen. Jede Webseite? Nein – kirchliche Webseiten natürlich nicht 😉

Eine digitalisierte Gemeinde hat einen Newsletter. Wir haben einen per E-Mail und einen per WhatsApp. Einmal die Woche am Montag kommen Neuigkeiten aus der Gemeinde. Ist das kompliziert? Nein.

6. Ab ins lokale Digitale!

Meistens denken Menschen bei „Digital“ und „Online“ an das große weite Internet. Aber ich glaube, dass für uns als #digitalegemeinde vor allem das „lokale Digitale“ wichtig ist. Deshalb: Eine digitalisierte Gemeinde ist auf nebenan.de

Denn: was nebenan.de macht ist letztlich genau das, was auch digitalisierte Gemeinden machen: sie versuchen vor allem mit den Menschen aus ihrem Gemeindegebiet und der näheren Umgebung Kontakt aufzunehmen.

Ich google, wann der Döner-Mann nebenan am Samstag zu macht. Mein Friseur 400m entfernt macht die Termine mit mir per WhatsApp, Viele der Bestatter schreiben mir übrigens inzwischen auch per Whatsapp. Mein Trainer vom Fußballverein nebenan schreibt mir per Whatsapp, wir haben eine App als Mannschaft… ich könnte viele solcher Beispiele fortführen.

Was ich damit sagen will: Das Digitale ist längst im Lokalen angekommen. Und das ist das Ziel von digitalisierten Gemeinden. Newsletter gehören durchaus schon dazu. Aber am wichtigsten ist aus meiner Sicht eine Präsenz auf nebenan.de. Wir tragen dort monatlich neu Termine und Informationen ein. Und wir haben nirgendwo sonst so hohe „Einlade-Erfolgs-Raten“ wie dort.

7. Google MyBusiness

Die meisten Menschen googlen, weil sie eine direkte Domain nicht kennen. „Taufe Lohbrügge“ z.B. (Lohbrügge ist der Stadtteil meiner Gemeinde). Eine digitalisierte Gemeinde ist deshalb maximal präsent bei Google.

Wer „Kirche Lohbrügge“ sucht, soll natürlich bei uns landen. Und bestenfalls auch bei möglichst vielen anderen Suchanfragen, die (zumindest theoretisch) zu uns führen sollten.

Bei „Google MyBusiness“ tragen wir deshalb alle unsere Veranstaltungen und Informationen aus dem Gemeindebrief bzw. der Webseite extra ein. Ja, auch das ist Arbeit. Aber es steigert unsere digitale Sichtbarkeit enorm.

8. Digital spenden

Ich laufe inzwischen meistens nur noch mit Handy, Kreditkarte und Monatskarte für die Öffis herum. Was ich damit nicht kann? Kollekte geben z.B…

Eine digitalisierte Gemeinde ist auch bei ihren Finanzen digital aufgestellt. Du kannst deshalb bei uns z.B. per Paypal online spenden und in der Kirche testen wir gerade unseren ersten „digitalen Klingelbeutel“. Jetzt kannst du bei uns auch per Visa, AmEx, Mastercard, GooglePay, ApplePay… spenden/Kollekte geben.

Und natürlich kannst du in einer digitalisierten Gemeinde auch online Tickets für Konzerte etc. kaufen.

9. Und Social Media?

Ja, kommt ganz schön spät in der Auflistung hier. Aber mit Absicht. Denn ich bin überzeugt davon, dass in den allermeisten Fällen gilt: Menschen folgen Menschen. Klar, Firmen wie Coca Cola oder Apple haben alle diverse Social Media Accounts. Aber das ist auch kein passender Vergleich. Wir sind viel zu klein, um sinnvollerweise Social Media als Institution zu bespielen. Deshalb… lasst uns das einfach sein lassen.

Die Alternative: Ich als Pastor bin dafür sehr aktiv im Social Media. Und bestenfalls wären das auch noch weitere Mitarbeiter und Ehrenamtliche. Warum? Naja… Menschen folgen Menschen 😉

Auf meinen Social Media Accounts findest du Urlaubsbilder und Einladungen zu Gemeinde-Dingen und wenn ich mich über die Bahn aufrege. Ich bin überzeugt: das ist viel „folgenswerter“.

Daher die für dich vielleicht überraschende Wendung: eine digitalisierte Gemeinde ist nicht auf Social Media aktiv. Aber die Mitarbeiter und Aktiven der digitalisierten Gemeinde.

Deine Meinung

So viel zu den „9 Merkmalen einer digitalisierten Gemeinde“. Vielleicht interessierten dich ja jetzt direkt „5 Gründe für eine digitalisierte Gemeinde„?

Unabhängig davon: Ich freue mich über deine Anmerkungen und Ideen. Gerne hier als Kommentar oder per Social Media. Nutze gerne #digitalisiertegemeinde.

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13 Comments

  1. bernd Kampmann says:

    ich bin der Meinung das jdde Gemeinde sich digitalisieren sollte. So werden meiner Meinung nach auch die erreicht die Sonntags nicht in der Kirche sind. Ich habe wochen dafür gebraucht unseren Posaunenchor (ein kath.) davon zu überzeugen sich bei Facebook anzumelden . Ich selber bin evang und habe mit meiner Agentur Kunst und Kultur für Kirchen Seite nicht nur real sondern auch im Netz gute Erfahrungen gemacht.

  2. Sehr gute Zusammenstellung. Danke dafür. Und ich nutze “hybride Kirche” und “hybride Gemeinde” um genau dieses Nebeneinander von digital und Offline deutlich zu machen. Aber allein dem letzten Punkt folge ich nicht. Hybride Gemeinde soll auch in Socialmedia sein, genau wie deren Vertreter wie ich als Pfarrer. Die Parallelität von Accounts von Gemeinde und Menschen schadet nicht, macht kaum zusätzliche Arbeit, zeigt aber Offenheit und Erreichbarkeit auf allen Wegen und Kanälen. Ansonsten alle Ausführungen super!

    1. juhopma says:

      Danke dir!
      Das mit der Parallelität: Meiner Meinung nach zeigt es aber meistens eben doch viel „Leere“. Die meisten Facebook-Auftritte von Gemeinden sind ziemlich einsam. Und damit meine ich nicht, dass sie nicht gepflegt werden, aber es gibt kaum bis keine Interaktion. Kaum Kommentare, wenig Likes etc. Da bin ich mir nicht sicher, ob das am Ende einen wirklich positiven Effekt hat.
      Die Offenheit und Erreichbarkeit wäre m.M. nach auch gewährleistet, wenn unter Kontakt steht, dass man den Pastor/Pastorin auch bei Twitter etc. findet.

      Ich würde aber meinen eigenen Punkt 9 in dem Sinne einschränken, dass ich glaube, dass ab einer gewissen Größe ein Gemeinde-Account immer Sinn hat. Aber für die normale Ortsgemeinde sehe ich da wenig Gefahr 😉

  3. Lieber Jonas,
    Danke für diese 9 Punkte. Sie haben mich zum Nachdenken gebracht. Vor allem Punkt 9 haben wir noch nicht verstanden bzw. verinnerlicht.
    LG
    Steffen

  4. Matthias says:

    Klasse Punkte, das meiste würde ich unterschreiben.
    Bei Social Media stimme ich zu, dass Menschen lieber Menschen folgen. Doch als Kirche kein Social Media zu machen halte ich für den falschen Schluß, denn das eine schließt das andere nicht aus, sondern kann sich gut ergänzen. Als Neuling werde ich immer die Institution zuerst suchen, da ich die Namen noch nicht kenne. Und Kirche kann eine Konstante sein, wenn Pastoren, Mitarbeiter oder Ehrenamtliche die Gemeinde verlassen.
    Aus der Sicht des Nutzers ergibt 1+1=3.

    1. juhopma says:

      Danke!
      Aber meinst du, dass jemand per Social Media nach Kirche „sucht“? Da wäre ich etwas skeptisch… wenn dann würde man wohl googlen, oder?
      Das wäre allerdings durchaus mal spannend, ob es da in irgendeiner Form valide Daten gibt…

        1. juhopma says:

          Das deckt sich ja mit meiner Meinung… wenn fast 80% für ihre erste Suche auf Google Maps zurückgreifen, müssen wir ja vor allem dort präsent sein (Google My Business). Oder nicht?
          Die Studie ist aber natürlich nicht für den deutschen Markt… aber besser als nichts 🙂 Danke dir!

      1. Dörthen Geissler says:

        Das mit dem Googeln ist einfach nur Gewohnheit. Mitunter nerven die vielen Auswahlmöglichkeiten.Social Media halte ich für eine gute Alternative.

  5. Matthias says:

    Hab mir gerade Euren GMB Auftritt angeschaut. Kompliment für die Neuigkeiten / Aktualität! Bei den Fotos und Bewertungen ist noch bisschen Luft nach oben, oder?
    Website hat mir auch gut gefallen!

    1. juhopma says:

      Ja, bei den Bewertungen haben wir es ja nur bedingt in der Hand. Bei den Fotos auf jeden Fall. Wir wollen demnächst professionelle Bilder der Gemeinde machen – auch dafür 🙂

  6. Guten Abend!
    Herzlichen Dank für diesen Artikel, der mir auch noch einmal dabei geholfen hat zu verstehen, weshalb ich mit vielem, was unter dem Schlagwort #digitaleKirche thematisiert und diskutiert wird, ein wenig fremdele. Digitale (oder digitalisierte) Gemeinden sind dagegen genau das, was mich bewegt – wenn auch nicht primär aus theologischer, sondern kommunikationswissenschaftlicher Hinsicht. Deine Gemeinde scheint mir ein echter Vorreiter zu sein, was Öffentlichkeitsarbeit im allgemeinen und im digitalen Raum im besonderen angeht. Anderer Meinung bin ich eigentlich nur, was den Punkt Social Media betrifft – und der/das hat mich in der vergangenen Woche so sehr beschäftigt, dass ich meine Gedanken dazu selbst aufgeschrieben habe. Vielleicht hast du ja Zeit und Lust mal vorbeizuschauen: https://www.outtheblue.de/2020/02/10/warum-gemeinden-soziale-medien-nutzen-sollten/

    Viele Grüße,
    Hannah

    1. juhopma says:

      Vielen Dank für das Weiterdenken und auch kritisch Anderssehen 🙂

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