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Licht und Schatten beim Monatslied-Album #2

Fünf Lieder haben mich begeistert. Andere haben mich Haare raufen lassen. Das zweite Album vom Projekt Monatslied.de im völlig subjektiven Schnellcheck! 

„Komm vom Schatten ins Licht“ – so lautet der Titel des zweiten Albums vom sog. „Monatslied“. Zugegeben: das ist jetzt schon sehr sehr lange veröffentlicht und ich habe die CD und das zugehörige Heft schon vor vielen Monaten zugeschickt bekommen. Grund war, dass ich vor noch längerer Zeit mich einmal recht negativ über das erste Album ausgelassen hatte. Mir fehlte theologische Tiefe, ja mir fehlte Theologie überhaupt zum Teil. Und ich verstand nicht so ganz, inwiefern diese Lieder „für die Gemeinde“ sein sollten. Mir schien, dass es doch eher für Radio als Gottesdienst gemacht wurde.

Nun gut, aber als ich noch über das erste Album schimpfte, da war das zweite schon längst in den Startlöchern und natürlich wurde versucht auch auf so manche Kritik zum ersten Album einzugehen. Deshalb musste ich schmunzeln, als ich den Titel las. Vom Schatten ins Licht – stand das etwa auch ein wenig für die Entwicklung des Projektes? Ich war sehr gespannt! Denn: Ich finde – wie gesagt – das Projekt an sich hervorragend.

Dezember

„Wir warten“. So der Titel des ersten Liedes. Und all meine Hoffnungen und Erwartungen auf eine Verbesserung was Tiefgang und Gemeindetauglichkeit angeht – sofort zerstört. Denn ich warte das gesamte Lied über auf… ja… ich meine: das sind schöne Zeilen. Aber das Heft lacht mich mit einem großen „12 neue Lieder für die Gemeinde“ an. Und wo ist dieser Text, dieses Lied, denn jetzt für die Gemeinde? Es gibt eine Zeile, die so etwas wie theologischen Inhalt in sich trägt: „Und unverhofft kommt in der Nacht ein Funke ins Spiel. Der ändert so viel. Das ändert so viel“. Ende des Liedes.

Ach, ich bin schon jetzt gefrustet. So ein Funke in diesem Lied ändert eben nicht so viel. Mir fallen gerade spontan etliche andere Lieder ein, die nicht christlich intendiert sind, die nicht für die Gemeinde gedacht sind, aber mehr als nur so einen kleinen Funken bieten.

Vielleicht habe ich auch immer noch nicht verstanden, was „für die Gemeinde“ bedeutet? Im Gottesdienst kann ich dieses Lied auf jeden Fall nicht wirklich gebrauchen. Ich könnte es als Impuls für eine Andacht heranziehen (so auch der Vorschlag im Vorwort des Heftes). Aber ganz ehrlich: Es gibt unendlich viele Lieder für Andachts-Impulse, da muss ich ja nur 3 Minuten Radio hören… braucht es dafür das Monatslied?

Januar

„Das neue Jahr hat noch nichts falsch gemacht“ – so geht es los und ich denke mir: ob sich das auch auf das Album bezieht? Also gut, ich wäre da ja anderer Meinung aber nehme mir trotzdem vor der Sache eine zweite Chance zu geben. Und ich muss gestehen: ich bin überrascht, weil ich gleich zweimal „Gott“ lese. Und vielleicht bin ich ja jetzt zu „gütig“, aber ich merke, dass ich auch keine Lust habe immer nur zu kritisieren 😉

Deshalb: mir gefallen zwei Zeilen an diesem Lied. Einmal dass die „Könige von Osten (…) Gott doch nie so nah gedacht“ hätten. Und ja okay ich schwanke, aber: „Dass doch immer etwas geht, das hat uns ein Stern zu uns gelacht“. Ich schwanke, weil ich mir denke: Was soll das mit dem Stern? Uns hat kein Stern irgendwas zugelacht, sondern wenn dann hat doch Gott – ach egal denke ich mir. Ich will jetzt mal nicht so sein. Wenn ich es direkt vergleiche: Finde ich das zweite Lied besser als das erste, also gefällt mir das jetzt. Punkt.

Februar

Achja… vielleicht war das mit dem nicht so kritisch sein auch nur so eine Phase. Ich bin schon wieder frustriert im Februar. „Wenn in der Stadt nicht viel los ist“ ist der Titel. „Wenn in dem Lied nicht viel los ist“ hätte auch gepasst. Denn was soll die Gemeinde denn damit anfangen? Ich verstehe es nicht.

Das Lied endet auf „Wenn mir der Nebel die Sicht nimmt, dann frag ich mich: Wo bleibt das Licht?“. Ja, Amen dazu! Wo bleibt das Licht? Wo bleibt die Veränderung zum ersten Album? Wo soll ich diese Lieder singen lassen? Ich bin ganz normaler Pastor einer ganz normalen Gemeinde – und was soll ich mit diesen Liedern anfangen? Ja, ich kann jedes dieser Lieder als Andachts-Impulse nutzen. Aber das zählt einfach nicht, denn ich kann auch Gardinen oder Steine als Andachts-Impulse nutzen.

Was sind die Kriterien der Texte der Lieder (denn nur diese beurteile ich ja hier), damit es „für die Gemeinde“ ist? Alle drei bisherigen Lieder hatten schöne Texte. Sicherlich auch gute Texte! Aber was zeichnet sie aus, dass sie für mich in meiner Arbeit als Gemeindepastor in der Gemeinde nutzbar sind?

März

Ich denke mir, dass ich einfach aufhören sollte. Ich tue dem Projekt vermutlich nur Unrecht. Aber es ist einfach weiterhin nicht das, was ich erwarte, wenn der Titel so lautet wie er eben lautet. Oder der Anspruch bzw. die Idee. Im Prinzip hat sich für mich nichts geändert. Es ist genauso schattig wie vorher. Oder genauso sonnig wie vorher. „Ich hoff, du erinnerst dich, da ist immer was, das uns hält“. Das ist übrigens im März die Zeile, an die man „für die Gemeinde“ anknüpfen“ könnte. Ich müsste halt nur noch dazu sagen, was das „das“ dann ist.

April

Was ist denn jetzt passiert? Hört euch den April an! Ich bin begeistert! (Und nein, ich habe nicht getrunken seit dem letzten Monat). Mehr davon! 🙂

Mai

Und da ist es auch schon wieder vorbei. Wobei ich mich ernsthaft frage, ob das Lied hier einen „Aufruf“ intendiert: „Egal, wie verloren du bist: Komm vom Schatten ins Licht“. Ist das etwa hier versteckt missionarisch? Ich könnte es jetzt einfach so verstehen. Das fühlt sich besser an.

Juni

Ich gebe zu, dass ich das Lied nicht vollständig verstehe. Aber es gefällt mir. Noch mehr fällt mir auf, dass sowohl der April als auch der Juni mir gut gefallen und beide in Text und Musik von Miriam Buthmann sind. Was mir auch auffällt: Mir gefallen ihre Lieder, weil die Sprache auch durchaus sich im christlichen Jargon bewegt: Segen kommt in diesem Lied z.B. vor. Es wird (hoffentlich) nicht nur daran liegen, dass mir diese Lieder besser gefallen. Aber es trägt bestimmt dazu bei.

Juli

Ich beginne Hoffnung zu schöpfen. Jetzt ist schon der zweite Monat in Folge gut! „Gott liebt das Leben und das Leben will raus“. „Gott macht es grandios“. Ja, was ist denn hier los? Klare Worte, Gott darf drin vorkommen, es gibt nicht nur einen versteckten Impuls irgendwo im Lied, sondern eine durchaus klare Aussage. Ja, geht doch!

August

Noch euphorisiert lese ich weiter. Und bin deshalb wohl weniger kritisch als bei anderen Liedern zuvor. Aber: ich finde das Lied in Ordnung. Weniger klar wie der Juli. Weniger christlich-sprachlich wie der Juni. Aber das Lied richtet sich an Gott. Oder sagen wir mal so: So wie ich es verstehe, ist es ein Lied „an“ Gott. Und damit passt es für mich sogar in den Gottesdienst. Von daher… damit bin ich doch zufrieden 🙂

September

Naja, wo Licht ist, ist auch Schatten. Dann nehme ich den September mal als Schatten des Lichtes davor. „Durch die Nacht scheint uns ein Licht. Durch das sind wir verbunden und in dunklen Stunden scheint es für dich“. Ja… ich könnte dazu mal wieder eine Andacht halten, denn ich finde in diesem Lied einen Impuls, um dann etwas „Christliches“ zu sagen. Aber wie gesagt: Das gilt auch für „Unikat“ von SDP. Oder halt für tausende andere Lieder…

Oktober

Manchmal kann aus Schatten vielleicht auch richtige Dunkelheit werden.

November

Hmm. Das ist ein sehr interessantes Lied. Mutig! Das finde ich richtig gut. Weißt du warum? Weil es sich mit einem echt schwierigen Thema beschäftigt. Dem Tod. Und ich mag an dem Lied, dass beide Seiten „trifft“. Die Trauer und die Hoffnung. Ja, dieses Lied ist für mich eines für die Gemeinde. Denn mir fallen nicht viele Lieder ein, die Hoffnung schenken, ohne überfromm zu sein. Ja, ich könnte mir vorstellen, dieses Lied bei einer Bestattung den Angehörigen vorzuschlagen. Daher: Alle Daumen hoch.

Fazit

Und so ist ein Jahr wieder vorbei. Ein Album gelesen. Ich glaube: Licht und Schatten trifft es gut. Manche Lieder haben mir richtig gut gefallen. Andere haben mich verzweifeln lassen. Ist das Album nun besser als das erste? Hmm. Ich würde wohl sagen: Es ist besser. Wenn doch nur alle 12 Lieder im Lichte scheinen würden… aber seien wir ehrlich: vermutlich gefallen euch andere Lieder als mir. Und vielleicht sollte ich mit fünf Liedern zufrieden sein.

Meine persönlichen Empfehlungen

Meine Empfehlungen aus dem Monatslied-Album „Komm vom Schatten ins Licht“ sind entsprechend:

„Du glättest die Wogen“
https://www.monatslied.de/de/Lieder.php?L=2054

„So können wir Segen sein“
https://www.monatslied.de/de/Lieder.php?L=2055 

„Das Leben will raus“
https://www.monatslied.de/de/Lieder.php?L=2059

„Ganz egal, wo auf der Welt“
https://www.monatslied.de/de/Lieder.php?L=2058

„Noch nicht“
https://www.monatslied.de/de/Lieder.php?L=2061

 

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2 Comments

  1. Britta says:

    Hab das April-Lied beim Elbtauffest kennengelernt und war auch begeistert!

  2. Bärbel Schneider says:

    Aus meiner Katechumenenzeit erinnere ich mich gern an das „Dankelied“, das damals wirklich Leben in den Gottesdienst brachte. ( stammt übrigens von einem Namensvetter von mir). Meine Vorliebe gilt den Liedern mit einer Botschaft und einer Melodie, die Freude macht beim Singen und beim Zuhören. Deshalb mag ich auch Spirituals und Gospels. Die Kirche sollte doch „die frohe Botschaft verkünden“ !?
    Meine Mutter (Pflegefall) wurde vom Pfarrer zum 85. Geburtstag besucht. Er wollte ihr u. a. ein Lied vorsingen und begann mit: „Wenn ich einmal muss sterben“ . Meine Mutter unterbrach ihn mit den Worten: Ich bin noch nicht tot, ich habe Geburtstag. Kennen Sie kein Lied das Freude macht? Dann tun Sie mir leid.
    P.S. zu den nächsten Geburtstagen Anfang der 1990er) kam er nicht mehr zu Besuch.

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