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Die kirchliche Doppelstrategie

Was kann Kirche gegen sinkende Glaubwürdigkeit und immer weniger Mitglieder tun? Mein Vorschlag: Eine Doppelstrategie aus Verkündigung und Diakonie!

Das, was ich hier aufschreibe, ist in kurz und in Schriftform eine Predigt von mir. Die gesamte Predigt kannst du hier hören. Das Ergebnis der Predigt war eine Art „Kirchliche Doppelstrategie“, die darauf abzielt, wie wir als Gemeinden wieder wachsen können. Und wie wir die Glaubwürdigkeit von Kirche und christlichen Glauben steigern können.

Grundgedanke der Strategie ist, dass wir unseren Fokus auf zwei Dinge legen: Verkündigung und Diakonie. Mit Verkündigung meine ich: das Reden von und über Jesus Christus. Mit Diakonie meine ich: das Kümmern um Hilfsbedürftige.

Und an der Doppelstrategie sind dann vor allem folgende drei Punkte wichtig:

1. Das richtige Verhältnis von Verkündigung und Diakonie

Als erstes geht es bei dieser Strategie um das richtige Verhältnis von Verkündigung und Diakonie. In christlichen Gemeinden wird von und über Jesus erzählt und es wird sich um Hilfsbedürftige gekümmert. Wir sind als Kirche nicht das eine oder das andere. Wir sind beides.

Und ich glaube: wir haben da heute einen Missstand in der Kirche. Und zwar gleich mehrfach.

Zum einen ist mein Gefühl, dass wir heute die Verkündigung gegenüber der Diakonie schleifen lassen. Kirche ist in den Augen vieler und auch in den Augen vieler „Kirchenleute“ eher eine Institution, die sich um jede Form der Hilfsbedürftigkeit kümmert oder kümmern sollte, als dass sie wo sie nur kann von Jesus erzählt.

Wir haben einen riesigen Apparat. Nennt sich bei uns Diakonie. In der katholischen Kirche Caritas. Und es ist großartig, dass wir diese Arbeit haben. Aber wird dort wirklich (noch) über Jesus geredet? Oder nicht vorrangig „nur“ Bedürftigen geholfen?

Im Ernst: ich sage nicht, dass wir als Kirche nicht mehr für Hilfsbedürftige da sein sollten. Ich sage nur: ich glaube, dass das Verhältnis aktuell nicht mehr stimmt. Und in Zeiten, in denen wir weniger Mitglieder haben und weniger Geld einnehmen, da wird es in jedem Jahr neu wieder eine Frage sein, wofür wir unser Geld aufwenden. Wo wir unsere Schwerpunkte setzen.

Und ich glaube: wir müssen uns in jeglicher Hinsicht um das Gleichgewicht zwischen Diakonie und Verkündigung kümmern. Vor allem aber: Wir müssen wieder mehr verkündigen. Mehr von Jesus erzählen. Damit das Verhältnis zwischen Verkündigung und Diakonie stimmt.

2. Keine Diakonie ohne Glauben

Seit ein paar Jahren muss man nicht mehr zwingend Mitglied der Kirche sein, um in der Diakonie angestellt zu werden. Das hängt glaube ich auch vom Arbeitsbereich ab, wo man in der Diakonie arbeitet. Aber es ist Ausdruck eines ziemlich großen Problems.

Unsere kirchliche Arbeit für Hilfsbedürftige ist größtenteils professionalisiert und kommt letztlich ohne Glauben aus. Das ist nicht per se schlimm. Deshalb ist das Angebot, was die Diakonie macht, nicht schlecht.

Allein: ich glaube nicht, dass es so gedacht ist und ich glaube ganz ehrlich nicht, dass wir dann da noch Kirche drauf schreiben müssen.

Natürlich: An der Kirchenmitgliedschaft kann ich nicht ablesen, ob ein Mensch glaubt. Aber es ist halt doch ein Anzeichen dafür, wie diese Person zur Kirche und dem christlichen Glauben steht.

Die kirchliche Hilfe für Bedürftige unterscheidet sich aber nur an einem entscheidenden Punkt von anderen Hilfen: sie geschieht aus dem christlichen Glauben heraus. Das unterscheidet sie. Das gibt ihr ein Profil.

Diakonie heute ist häufig eher eine Hilfe für Bedürftige aus sogenannten christlichen Werten heraus. Das ist nicht verkehrt. Da wird super Arbeit gemacht. Aber viele andere Träger könnten quasi die identische Arbeit mit quasi den identischen Werten vollbringen.

Das ist der zweite Punkt der kirchlichen Doppelstrategie: Wenn unsere Hilfe für Bedürftige ihren eigenen Stellenwert haben soll, dann braucht sie auch ein klares christliches Profil.

3. Diakonie gehört in die Gemeinde

Und zuletzt ist in der kirchlichen Doppelstrategie wichtig, dass die Diakonie in die Gemeinden zurückkehrt. Es finden wieder mehr diakonische Hilfen direkt in den Gemeinden vor Ort statt. Sie sind fester Bestandteil einer jeden Gemeindearbeit.

Fakt ist aber heute: Die Hilfe für Bedürftige ist fast überall aus der Ortsgemeinde herausgenommen. Es ist zu einer Trennung von Verkündigung und Diakonie gekommen und meine These ist: mit sehr schlechten Folgen für uns als Kirche.

Wenn ich mir beispielhaft in der Apostelgeschichte in der Bibel anschaue wie damals Diakonie und Verkündigung zusammen gedacht wurden: Es gab einen Ort, wo verkündigt wurde und wo Bedürftigen geholfen wurde. Und das hat die Sache sehr glaubwürdig gemacht. Denn da wurde nicht nur geschnackt, sondern auch gemacht. Den Worten folgten Taten.

Und heute?

Ich will der Diakonie nicht zu nahe treten. Aber meine Erfahrung ist: meistens ist da nicht viel mit Verkündigung. Und ich meine damit: Reden von Jesus.

Ich will auch den Gemeinden nicht zu nahe treten. Aber meine Erfahrung ist: der absolute Großteil unserer diakonischen Angebote findet nicht vor Ort in einer Gemeinde statt.

Und ich glaube: das ist ein Grund dafür, warum wir heute als Gemeinde eher schrumpfen als wachsen.

Das Ergebnis: Wachsende Gemeinden

Ich bin davon überzeugt, dass es für uns als Kirche und somit auch für uns als Gemeinde immens wichtig ist, dass wir die Diakonie wieder mit Glauben füllen und dass wir sie zurück in die Gemeinden holen.

Ja, aus meiner Sicht macht diese „Kirchliche Doppelstrategie“ die Kirche und den christlichen Glauben glaubwürdiger. Denn es gibt einen Ort (beispielhaft die Auferstehungskirche in Lohbrügge) – und an diesem einen Ort wird von Jesus erzählt und es wird Bedürftigen geholfen. Beides ist nicht voneinander zu trennen. Beides gehört in jeglicher Hinsicht zusammen.

Wir sind entsprechend (z.B. in der Auferstehungskirche) dann eine Gemeinde. Mit zwei Aufgaben.

Wir reden von und über Jesus.

Wir bieten Hilfe für Bedürftige.

Und diese Hilfe für Bedürftige zeichnet sich dadurch aus, dass sie vor Ort stattfindet und dass die „Diakone“ und „Diakoninnen“ aus ihrem christlichen Glauben heraus ihre Arbeit tun.

Kirche wird dadurch (wieder) zu einem Ort, an dem gilt: Hier wird nicht nur geschnackt, sondern auch gemacht.  Kirche wird (wieder) zu einem Ort, an dem den Worten Taten folgen. Und das, so meine These, macht den christlichen Glauben wortwörtlich glaub-würdiger.

Und das ist natürlich nur eine These, aber ich glaube: Je glaub-würdiger wir als Kirche auftreten – desto mehr Menschen können mit dem christlichen Glauben und den Angeboten der christlichen Kirche etwas anfangen.

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